Machen Smartphones süchtig?
Eine objektive Polemik
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„Machen Smartphones süchtig?“ … las ich kürzlich in der Presse. Auch das RTL-Nachtjournal widmete dem Thema einen Beitrag (nicht dass ich das immer gucke, da bin ich nur zufällig nach dem Ende vom Dschungelcamp hängen geblieben). Jedenfalls mal wieder diese typische Sorte von Schlagzeile, mit der Vertreter meiner Zunft oft und gerne zitiert werden. So ist es halt, das Bild des Psychologen in der Öffentlichkeit. Der entdeckt offenbar eben gerne neue Krankheiten oder Süchte, sei es Burnout, Spielsucht, oder eben Handy-Sucht (wobei das auch nicht so neu ist).
Im Artikel ging es dann um eine Studie der Uni Bonn. Dort haben Forscher eine App entwickelt, mit der die Abhängigkeit vom Smartphone gemessen werden kann. Dabei förderten die Kollegen „erschreckende Ergebnisse“ zutage. Durchschnittlich 80 Mal am Tag hätten die an der Studie teilnehmenden Studenten ihr Smartphone aktiviert, also in etwa alle 12 Minuten. V.a. wurde das Smartphone für Kommunikation genutzt, heißt es, vorneweg WhatsApp und Facebook, gefolgt von Spielen, weniger zum Telefonieren oder für SMS. Ist das noch normal, oder ist das schon Sucht?
Klar, eine ganz bestimmt total berechtigte Frage.
Hmm, wir haben ja selbst viel zum Thema Smartphone geforscht und in den letzten zwei Jahren bestimmt einige hundert Tiefeninterviews dazu geführt. Einmal wollten wir sogar Testpersonen dazu bewegen, 1 Woche vor dem Interview komplett auf ihr Smartphone zu verzichten, um so noch mehr über die Bedeutung des Smartphones im Alltag herauszubekommen. Wir haben keinen Einzigen gefunden, der dazu bereit gewesen wäre – bzw. nur solche, die ihr Handy eh nur selten nutzen oder es wohltuend fanden, mal eine Woche offline zu gehen (die suchten wir aber nicht).
Auf das Etikett „Sucht“ sind wir aber nie gekommen. Wir haben uns – ganz neutral wie das Forscher halt so tun – erst mal gefragt, was macht das Smartphone (und Apps wie WhatsApp und Facebook) denn so unverzichtbar? Was übrigens für mich persönlich nicht gilt. Ich verbringe z.B. viel lieber Zeit mit Kochen und Essen. Hier z.B. ein Fotos meines Essens von gestern (7 Likes habe ich übrigens dafür bei Facebook bekommen J):
Gerade bei jungen Leuten, so fanden wir heraus, spielt die Sicherheit und ‚Nestwärme’ der Community eine große Rolle. Sie möchten sich permanent verbunden fühlen mit ihren Freunden. Wie eine Nabelschnur sorgt das Smartphone dafür, dass man sich nie alleine fühlt. Andersherum: Bleibt man mal längere Zeit offline, dann ist das so, als wäre man nicht mehr da. Ich kommuniziere, also bin ich da.
Aber auch Selbstdarstellung spielt eine große Rolle. Posten ist Posen. Sog. Selfies sind auch ein neuer Trend. Und nicht zuletzt – jetzt wird es ein wenig entwicklungspsychologisch – ist das Kommunizieren, Austauschen und das Erhalten von Feedback (= Likes) wichtig, um zu wissen, wer man selbst ist, um seine Identität zu entwickeln. Ich erinnere mich an ein Interview, wo mir der jugendliche Proband stolz auf seinem Handy zeigte, wie viele Likes er für seine Posts erhalten hat. Verrückt. Um nicht zu sagen, erschreckend. Oder man denke nur an die ganzen Katzenbilder, die immer die meisten Likes erhalten. Meine Kollegin hatte übrigens auch mal eine Katze, ich hab hier mal ein Bild. Süß, oder?
Da Kommunikation über das Smartphone oft nicht über das Niveau von Smalltalk hinausgeht, bleibt bei manchen auch schon einmal ein schales Gefühl. Ja, das gibt es auch. Ich kommuniziere, aber so richtig wird mein Bedürfnis nach Austausch nicht befriedigt. Als würde man immer weiter essen aber nie satt werden. Na, vielleicht hat das ja Suchtcharaker, liebe Kollegen?
Manchmal liegt es aber vielleicht einfach nur am Umfeld. Ich hab jetzt für meinen letzten Schnappschuss (s.u.), der spontan vor dem Spiegel entstanden ist, noch keinen einzigen Like bekommen. Das ist doch nicht mehr normal!
Ach, zum Schluss noch eine Bitte an euch. Es wäre schön, wenn ihr dem Artikel den ein oder anderen Like geben würdet. Nicht dass ich davon abhängig wäre, aber es würde mich freuen :-) :-) :-)
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